Architekturen der Stille (2023)

Gemeinsame Ausstellung mit Lothar Köhler vom 1. bis 9. Juli 2023 im Fotoatelier am Schönen Berg (FASB), Mansteinstraße 16, 10783 Berlin

In ihrer gemeinsamen Ausstellung spüren Lothar Köhler und Ute Christina Bauer den Emotionen nach, die Bauwerke bei ihren BesucherInnen und BetrachterInnen zu wecken vermögen. Im Vordergrund stehen dabei spirituelle Erfahrungen. Lothar Köhler setzt sich in seinen Bildern mit der mystischen Kraft der gotischen Kathedrale von Chartres auseinander. Das Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert zieht jährlich viele Besucher und Pilger in seinen Bann. https://lothar-koehler.com/chartres/.
Ich selbst bin im Krematorium Treptow und in einem Anbau des Lutherhauses in Wittenberg fotografisch der Frage nachgegangen, inwieweit auch moderne (Beton-)Architektur Spiritualität und Transzendenz vermitteln kann. So lautete in Treptow der Anspruch der Architekten, „einen Ort herzustellen, der das Vergängliche und das Endgültige ausbalanciert, das Schwere deutlich und Erleichterung möglich macht.“ Der nicht konfessionelle Ort soll zu Betrachtungen über Leben und Tod, Trauer und Zuversicht einladen. In Wittenberg weckt eine lichtdurchflutete schmale Eingangs- und Treppenhalle die Vorstellung des Lutherturms, der sich an dieser Stelle befand.

Die Gedankenwelt des Reformators: Eingangshalle Lutherhaus, Lutherstadt Wittenberg
Im Zuge der Sanierung des Lutherhauses wurde in einer nur vier Meter breiten Baulücke eine Eingangshalle neu eingefügt. Die Halle ist Ort für die Kasse, bildet Auftakt und Endpunkt des Museumsrundganges und leitet über zum Direktorenhaus aus den 30er Jahren. Die lichtdurchflutete schmale Eingangs- und Treppenhalle erinnert an den Lutherturm, der sich an dieser Stelle befand. Die Fundamente des Turms wurden im Erdgeschoss in die Gestaltung einbezogen, sie wurden ergänzt durch rechtwinklig angeordnete Sichtbetonwände. Im zweiten Obergeschoss, in der Höhe von Luthers ehemaligem Turmzimmer, zeigt ein schmales Fenster den reizvollen Blick in die Elbauen, den berühmten „Lutherblick“. So soll uns die Architektur in die Gedankenwelt des Reformators versetzen, der von hier aus den Blick über die Elbauen schweifen ließ.

Die Balance von Schwere und Erleichterung: Das Krematorium in Berlin-Treptow
„Es galt einen Ort herzustellen, der das Vergängliche und das Endgültige ausbalanciert, das Schwere deutlich und Erleichterung möglich macht“, so Axel Schultes über das vom Architekturbüro SCHULTES FRANK ARCHITEKTEN entworfene und 1999 fertiggestellte neue Krematoriumsgebäude Baumschulenweg in Berlin-Treptow. Der nicht konfessionelle Ort soll zu Betrachtungen über Leben und Tod, Trauer und Zuversicht einladen. In der gegliederten Sichtbeton-Fassade des schlichten Quaders mit einer Grundfläche von 50 x 70 Metern wechseln sich tief zurückgesetzte mit vorgelagerten Räumen ab. Farbakzente setzen einzig die „porsche-grünen“ Metallgitter-Lamellen vor den hohen Fenstern. Sie sind regulierbar und lassen das Licht in unterschiedlicher Intensität in den Innenraum einfallen. Innen wie außen ist die Architektur klar und auf das Wesentliche konzentriert: Hohe Sichtbeton-Mauern mit beleuchteten Nischen, 29 schlanke Säulen und ein zentrales klares Wasserbecken sollen einen Raum der Ruhe und Zeitlosigkeit entstehen lassen.